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Der Tod des Wildschützen Pius Walder

 

Roland Girtler

 

     Der Tod des Wildschützen Pius Walder 

 

Die Bergbauernfamilie Walder in Kalkstein

 

Die Familie Walder ist seit Menschengedenken auf ihrem Bauernhof in Kalkstein, Gemeinde Innervillgraten, am Ende des Villgratental  sesshaft. Es sind echte Bergbauern, die durch die Jahrhunderte in Auseinandersetzung mit der Natur hier arbeiteten und lebten. Hier wurde auch im Jahre 1905 Josef Walder, der Vater der Walder-Geschwister, geboren. Es wird erzählt, Josef Walder sei ein herzensguter Mensch gewesen, der den in Not geratenen Dorfbewohnern gerne half. Er heiratete Anna Senfter aus Außervillgraten, mit der er 12 Kinder hatte. Ihr jüngste Kind war Pius, es war der Liebling der Eltern und der Geschwister. Die Walder-Buben wurden tüchtige Holzfäller, sie liebten die Wälder, kannten die Grenzte zu Italien genau, was ihnen beim Schmuggeln von Vieh half, und sahen es als keine Sünde an, dass sie hin und wieder ein Stück Wild schossen – ganz im Stile der alten Bergbauern, die sich als die Herren über das Wild sahen und es nicht akzeptierten, dass Aristokraten und andere feine Leute, für sich alleine das Jagdrecht in Anspruch nahmen.

 

Der 8. September 1982 – der Tod des Wildschützen

Dass die Walder-Buben hin und wieder in den Wäldern sich herumtrieben, wusste man in Innervillgraten. Man nahm an, sie seien als Wilderer unterwegs. Vor allem Pius wurde verdächtigt, Wildschütz zu sein. Der damals 42-jährige Johann Schett, er war ein fanatischer Jäger, hatte sich offensichtlich mit Josef Schaller und Johann Bergmann, auch sie waren im Villgratner Tal Aufsichtsjäger, abgesprochen, Pius Walder das Handwerk zu legen. Am 8. September 1982 hatte Bergmann angeblich Schüsse im Wald bei Kalkstein vernommen,  er meldete dies den beiden Jägern Schett und Schaller, die darauf Nachschau hielten. Schaller ging voraus, Schett gab ihm Deckung. Als die beiden vor Walder standen, flüchtete dieser. Der Aufsichtsjäger Josef Schaller schrie "Stehenbleiben!" und gab zwei Schüsse ab, dann schoss Schett. Pius Walder lief in Richtung des rettenden Dickichts, unmittelbar davor sackte er aber zusammen, kollerte einige Meter den Steilhang hinunter und lag stundenlang röchelnd in seinem Blut. Spät kam Hilfe. Er muss eine robuste Natur gehabt haben,